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Portrait von Kirsten Steinauer, Leitende Ärztin Radioonkologie im Kubus des KSB

Mit Strahlen gegen Tumorschmerzen

Kirsten Steinauer ist Leitende Ärztin Radioonkologie im Kubus des KSB. Gemeinsam mit ihrem Team behandelt sie Tumore und Entzündungen. Nach ihrem Medizinstudium in Deutschland und einem Forschungsaufenthalt an der Stanford University in Kalifornien arbeitete sie in verschiedenen Schweizer Spitälern. Die begeisterte Velofahrerin ist verheiratet und Mutter von vier Kindern.

Im Interview spricht sie über eigene Schmerzen, den Umgang mit traurigen Schicksalen und ihre ganz private Oase.

Frau Steinauer, was ist der schlimmste Schmerz, den Sie jemals gespürt haben?

Vor einigen Jahren überlastete ich meine Schulter sehr stark. Die unerträglichen Schmerzen strahlten bis in meinen Kopf und die Arme. Schlafen konnte ich nur im Sitzen. Dank Sport und Physiotherapie gingen die Schmerzen nach einigen Wochen allmählich zurück.

Sie haben vier Kinder geboren. Wo würden Sie im Vergleich dazu Ihre Schulterschmerzen einordnen?

Die Geburtsschmerzen würde ich zwar auf der Schmerzskala höher einordnen. Aber da wusste ich, dass sie vorübergehen. Bei meinen Schulterschmerzen hatte ich keine Ahnung, wie lange sie noch anhalten würden. Das machte sie um einiges schlimmer.

Sie sind täglich mit schlimmen Schicksalen konfrontiert. Wie gehen Sie damit um?

Auch wenn Patientinnen oder Patienten unheilbar krank sind, tue ich alles, um ihre verbleibende Lebenszeit so angenehm wie möglich zu gestalten.

Erzählen Sie.

Mittels Strahlentherapie können wir – je nach Tumor und Patient – Blutungen stop-pen, Hautverletzungen schliessen oder Schmerzen lindern. Gerade bei besonders schmerzhaften Krebsarten, die zum Beispiel Ableger in Knochen oder Nerven bilden, ist das eine riesige Erleichterung für unsere Patienten. Leider ist es nicht immer mög-lich, den Krebs zu heilen.

Aber gewisse Tumore können Sie mit der Bestrahlung auch heilen?

Ja. Die Krebstherapie ist meistens ein Zu-sammenspannen von Chemotherapie, Operation und Strahlentherapie. Die drei Behandlungen ergänzen sich.

Hochdosierte Strahlen zerstören Krebszellen. Was passiert mit gesunden Zellen?

Gesunde Zellen können mit der Bestrahlung besser umgehen, indem sie Beschädigungen eigenständig reparieren. Um ihnen Zeit zum Verheilen zu geben, unterteilen wir die Strahlentherapie in mehrere Sitzungen.

Wie muss man sich eine solche Sitzung vorstellen?

Bei der Bestrahlung liegt die Patientin oder der Patient auf der Liege eines tonnen-schweren Geräts – des Linearbeschleunigers. Diesen programmieren wir so, dass er millimetergenau energiereiche Strahlen genau dorthin feuert, wo sich die Krebszellen im Körper befinden.

Schmerzt die Behandlung?

Nein. Der Mensch hat keine Sinne, um diese energiereiche Strahlung wahrzunehmen.

Woran erkenne ich denn, dass die Behandlung tatsächlich wirkt?

Wenn Sie eine Schmerztablette einnehmen, spüren Sie auch nicht, wie sie wirkt. Aber Sie werden feststellen, dass Ihre Schmerzen nach einer Weile schwächer werden. Dasselbe gilt für die Strahlentherapie.

Was, wenn die gewünschte Wirkung nicht eintritt?

Dann kontrollieren wir, ob die Beschwerden womöglich eine andere Ursache haben oder die verabreichte Dosis zu gering war. Ausserdem spricht nicht jede Krankheit auf die Bestrahlung an. Die weiteren Schritte klären wir im Gespräch mit den Patienten.

Wie viele Bestrahlungen führen Sie am KSB durch?

Mein Team und ich machen jedes Jahr rund 10 000 Bestrahlungen.

Sind Sie da nicht selber einer extrem hohen Strahlenbelastung ausgesetzt?

Wir arbeiten nach dem Grundsatz ALARA, «As Low As Reasonably Achievable». Über-setzen lässt sich das in etwa mit «Niedrigste erreichbare Emissionsrate». Deshalb verlässt die Radioonkologin stets den Raum, wenn der Linearbeschleuniger eingeschaltet ist.

Viele Ihrer Patientinnen und Patienten haben eine Krebs­diagnose. Ist es in Ihrer Sprech­stunde denn immer traurig?

So verkehrt es klingen mag: Die Stimmung ist überwiegend positiv, weil wir gemeinsam besprechen, was wir gegen den Krebs unternehmen können. Unsere Gespräche drehen sich nicht um den Tumor, sondern um den Menschen, der einen Tumor hat. Während der Behandlungszeit sehe ich die Patientinnen und Patienten einige Wochen lang praktisch jeden Tag – da baut man eine Beziehung auf.

Wie gehen Sie damit um, wenn jemand trotz der Behandlung stirbt?

Da ist es wichtig, die professionelle Distanz zu wahren. Und trotzdem gibt es immer wieder mal Fälle, die mir nähergehen. Zum Beispiel gerade dann, wenn ein Patient oder eine Patientin unerwartet stirbt. Solche Erlebnisse können wir am KSB jederzeit im Team ansprechen.

Sie sind mit einem Arzt verheiratet. Sprechen Sie zu Hause über Medizin?

Die Freizeit nutze ich, um abzuschalten. Wenn ich zu Hause bei meiner Familie bin, sind Hausaufgaben und Geburtstagsfeste wichtige Themen, nicht die Radioonkologie. Diese Oase tut mir gut. Ich könnte meinen Job nicht ausführen, wenn ich die Arbeit immer mit nach Hause nähme.

Was ist das Schönste an Ihrem Beruf?

Dass ich vielen Leuten helfen kann. Bei der Bestrahlung konzentriere ich mich nicht aufs Leiden, sondern auf die positiven Seiten. Wir ermöglichen kranken Menschen, wieder Musik machen zu können, wieder spazieren oder wandern zu gehen. Das ist Gold wert.

Quelle

Zuerst erschienen im Kundenmagazin des Kantonsspitals Baden.

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