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Domina Ronja in schwarzer Lederkleidung

Nach Schmerzenslust

Herrin Ronja verdient Geld damit, anderen wehzutun. Eine Domina, sagt sie, sollte aber nicht nur auspeitschen können. Vor allem müsse sie fürsorglich sein.

Neulich hat einer ihrer Sklaven ihr einen Wunsch nicht erfüllt. Zur Strafe musste er drei Tage lang einen Keuschheitsgürtel tragen. «Und ich hatte den Schlüssel», erzählt Herrin Ronja. «Bei einer Erektion tun diese Dinger richtig weh. Aber ein Sklave muss nun mal gehorchen», sagt sie und lacht. Es ist ein ansteckendes Lachen.

Herrin Ronja, 28 Jahre jung, arbeitet unter anderem als Domina. Sie ist eine hübsche, nicht allzu grosse Frau mit wild gefärbten Haaren und vielen dreckigen Geschichten im Gepäck, die sie ungehemmt erzählt – natürlich stets, ohne die Identität ihrer Kundschaft preiszugeben. Sie selbst gibt ihre auch nicht preis: «Herrin Ronja» ist ihr «Künstlername». Sie heisst also anders im richtigen Leben, wobei sie selbst gar nicht vom «richtigen» oder «falschen Leben» spricht. Vielmehr lebe sie «verschiedene Leben». Ein rastloser Charakter sei sie, immer auf der Suche nach Abwechslung und auch nach dem Extremen. Eintönigkeit tue ihr «gar nicht gut», weshalb ihr Teilzeitjob als Sachbearbeiterin sie sehr langweile. Ihre andere Tätigkeit, die als Domina, sei deutlich spannender: weil sie da die unterschiedlichsten Männer kennenlerne (es sind ausschliesslich Männer, die zu ihr kommen) und oft mit Wünschen konfrontiert sei, die sie sich selbst nicht hätte ausdenken können. «Jeder neue Kunde ist eine Überraschung. Ich weiss vorher nie genau, wer vor mir stehen wird.» Natürlich berge das auch ein gewisses Risiko, aber genau darin liege für sie der Reiz an der Sache – neben dem Geld, das, wie sie zugibt, ihre Hauptmotivation ist. 500 Franken kostet eine einstündige Session bei ihr, wobei auch mal anderthalb Stunden daraus werden können. Sie «minütele» nicht.

Drei Arten von Kunden

Und worin liegt der Reiz für ihre Kunden? Herrin Ronja denkt viel über «ihre» Männer nach, «wahrscheinlich sogar zu viel». Ihrer Erfahrung nach lassen sie sich in drei Kategorien unterteilen. Erstens: jene, denen sadomasochistische Praktiken sexuelle Befriedigung bereiten. Zweitens: jene, bei denen sie keinerlei Lust wahrnimmt und die sich «einfach richtig abschlagen lassen wollen». Bei diesen vermutet sie Traumata hinter dem Bedürfnis, sich derart wehtun zu lassen. Und drittens: jene devoten Sklaven, die nach Erniedrigung suchen, die alles für ihre Herrin tun, sie mit teuren Kleidern beschenken und als Strafe eben auch ein dreitägiges Tragen des Keuschheitsgürtels akzeptieren.

Am liebsten seien ihr die Kunden der ersten Kategorie. Jene, die Schmerz erregend finden. «Bei ihnen ist das dann wirklich ein Spiel mit den Sinnen», sagt sie. Und weiter: «Einem erregten Menschen kann man sehr, sehr viel Schmerz zufügen.»

«Es gibt nichts, was es nicht gibt»

Gefragt, womit sie wehtue, erklärt sie, dass sie sich dem Bereich «Soft-SM» zuordne. Die Grenze zu Härterem sei natürlich fliessend. Sie praktiziere Dinge wie das klassische Fesseln, Knebeln, Augen verbinden, Schlagen mit Gegenständen wie Peitschen, Gerten, Riemen oder das Anlegen von Nippelklemmen (das Abnehmen, wenn die Erregung abgeklungen sei, tue «höllisch weh») sowie das Einführen von Dildos «jenschter» Grösse in den After. «Im SM-Bereich gibt es nichts, was es nicht gibt», fasst Herrin Ronja zusammen.

«SM» ist die Abkürzung von «Sadomasochismus». Zunehmend geläufig wird aber auch das mehrschichtige Akronym «BDSM», das weiter greift und aus den Anfangsbuchstaben der englischen Begriffe «Bondage & Discipline», «Dominance & Submission» und «Sadism & Masochism» gebildet wird. Als zentral gilt das Prinzip von Dominanz und Unterwerfung. Der Bestimmende ist der «Dom» oder die «Domina», der Unterdrückte der «Sub», wobei der Sub im Vorfeld einer Session seine Grenzen festlegt. Meist wird auch ein «Safeword» vereinbart. Fällt dieses, ist das Spiel beendet.

Bei Erregung: vermindertes Schmerzempfinden

Herrin Ronja hat eine tiefe, aber nicht herrisch tönende Stimme. «Meinen Domina-Tonfall kann ich nicht vormachen», erklärt sie. «Das geht nicht auf Knopfdruck.» Während einer Session fliesse sie stets erst in ihre Rolle hinein: Zunächst sei es noch ein Gespräch auf Augenhöhe, dann lasse sie sich die Füsse massieren, und sollte ihr Sub vor lauter Reden das Massieren vergessen, gebe es die erste Ermahnung. Oder auch den ersten Schlag. «So steigert sich das nach und nach. Beim Schmerzzufügen kann man nicht von null auf hundert gehen. Das muss man aufbauen.»

Für Herrin Ronja verstärken sich Lust und Schmerz gegenseitig. Je mehr Lust jemand habe, umso mehr Schmerz könne er auch ertragen. Es brauche zunehmend mehr Lust, um weitere Schmerzen aushalten zu können. «Der Kunde weiss nie, was als Nächstes kommt: ein leichter Schlag oder ein ganz harter? Auf den Rücken oder auf den Po? Er ist mir ausgeliefert. Ich allein bestimme, was passiert. Für viele Männer bedeutet das eine ungeheure Befreiung.»

Bei der Verbindung von «Lust» und «Schmerz» nennt Herrin Ronja noch ein weiteres Schlagwort: «Wut». Wer geschlagen werde, bekomme Wut. Das jage Adrenalin durch die Adern und sorge dafür, dass man seinen Körper «so richtig spürt».

Doch die meisten ihrer Kunden, sagt sie, suchten eigentlich gar nicht den Schmerz an sich: «Je länger ich darüber nachdenke, umso mehr glaube ich: Es geht ums Fallenlassen, ums Vertrauen und darum, dass man auf die Fürsorge der Domina angewiesen ist. Denn, ja, eine Domina muss vor allem fürsorglich sein. Die ganze Verantwortung liegt bei ihr.»

Wer sie buche, so Herrin Ronja, gebe ihr das Go, ihre sadistische Seite auszuleben. Im Privaten möge sie es allerdings auch, der devote Part zu sein: Von ihrem Freund lasse sie sich beim Sexspiel schon auch mal hauen. Aber wirklich nur von dem.

Quelle

Zuerst erschienen im Kundenmagazin des Kantonsspitals Baden.

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