Portrait von Martin Heubner, Chefarzt Gynäkologie

«Krebsfrüherkennung hat massive Effekte»

Martin Heubner, Chefarzt Gynäkologie, erzählt, warum die Schweiz heute eine der tiefsten Gebärmutterhalskrebs-Raten der Welt hat. Und weshalb die Gynäkologie den Boden für die minimalinvasive Operationstechnik gelegt hat.

Gebärmutterhalskrebs ist die Erfolgsgeschichte in der Krebsfrüherkennung schlechthin. Dank des in den sechziger Jahren eingeführten Abstrichs erkennen wir den Tumor schon in seinen Vorstufen oder in einem sehr frühen Stadium und können ihn mit guten Erfolgsaussichten behandeln. Die Früherkennung ist verantwortlich dafür, dass wir in der Schweiz heute eine der weltweit niedrigsten Raten von Gebärmutterhalskrebs haben. Die nun eingeführte HPV-Impfung wird zu einer weiteren Senkung führen. Ganz im Gegensatz zu Eierstockkrebs, für den es leider noch immer keine effektive Methode zur Früherkennung gibt. Diese Krebsart verursacht an sich kaum Beschwerden, daher entdecken wir sie häufig erst, wenn der Krebs bereits die anderen Organe des Bauches befallen hat. Entsprechend schwierig gestaltet sich dann die Therapie. Zumindest konnten wir in den letzten Jahren herausfinden, dass weit mehr Eierstocktumore als gedacht auf eine genetische Veranlagung zurückzuführen sind – 15 bis 20 Prozent. Ist eine genetische Veranlagung bekannt, können allen-falls präventive Massnahmen getroffen werden, damit Frauen gar nicht erst erkranken.

Gebärmutterkörperkrebs und Eierstockkrebs betreffen oftmals ältere Frauen. Leiden diese dann auch noch unter Vorerkrankungen, beeinflusst das natürlich die Therapieentscheidung. Das erfordert Gespräche und individuelle Therapiepläne. Einen grossen Vorteil haben wir in der minimalinvasiven Operationstechnik, die wir in der Gynäkologie am KSB vorwiegend anwenden. Dieses Verfahren ist deutlich schonender als ein Bauch-schnitt. Dadurch ist die Patientin nach einer Krebsoperation schneller wieder zu Hause. Minimalinvasive Verfahren werden in der Tumorchirurgie seit etwa 10 bis 15 Jahren angewandt. Vor Jahrzehnten hat man diese Methode vor allem für die Diagnostik entwickelt, zum Beispiel um die Eileiter bei Kinderwunschpatientinnen beurteilen zu können. Die Gynäkologie war Vorreiterdisziplin in diesen Verfahren. Durch immer ausgefeiltere Techniken bis hin zur Roboterunterstützung sind heute hochkomplexe Tumoroperationen ohne Bauchschnitt möglich.»

Quelle

Zuerst erschienen im Kundenmagazin des Kantonsspitals Baden.

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